Traurige Weihnachten – Alle ausser mir sind glücklich an Weihnachten!

Gibt es traurige Weihnachten? Ja! Die Weihnachtszeit ist oft an grosse Erwartungen geknüpft, an Freude und Harmonie. Doch die Realität hinter den festlichen Fassaden ist oft nicht so wie es scheint. Für viele Menschen ist sie eine Zeit der Traurigkeit und Einsamkeit.

Die Realität der Weihnachtszeit: Zwischen Erwartungen und Einsamkeit

Die Vorfreude auf Weihnachten ist allgegenwärtig, aber nicht jeder teilt sie. Trennungen, Verluste oder familiäre Konflikte können die Festtage überschatten. Selbst in vermeintlich glücklichen Familien ist Weihnachten nicht immer unbeschwert.

Es gibt viele Gründe, warum es schwerfällt, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Auch das Gefühl von Einsamkeit kann dann besonders gross sein, wenn sich überall Menschen zum Feiern treffen. Und vielleicht liegen auch finanzielle Nöte schwerer auf der Seele als sonst.

Der Schein trügt 

„Weihnachten wurde enorm emotionalisiert und aufgebauscht als das Familienfest des Jahres, alles muss glücklich sein und voller Harmonie“, sagt Dr. Pavel Ptyushkin, Co-Chefarzt am Clinicum Alpinum. „Dann fällt es natürlich besonders auf, wenn es bei einem selbst nicht wirklich reibungslos läuft.“ Der Eindruck, alle anderen seien in fröhlicher Stimmung, täuscht oft. Vielmehr nehmen wir eine Zunahme des Seelsorge-Bedarfs rund um die Feiertage wahr, sagt Dr. Marc Risch Chefarzt am Clinicum Alpinum. Für viele von uns sind es also eher traurige Weihnachten.

Ein Perspektivwechsel und Selbstfürsorge

Was hilft aus diesen negativen Gedanken herauszufinden? Ein Perspektivwechsel! Vergleiche mit anderen sind nie hilfreich. Stattdessen empfehlen Dr. Marc Risch und Dr. Pavel Ptyushkin, die eigene Perspektive zu ändern und etwas zu finden für das ich dankbar bin, auch wenn dieser Tipp etwas ausgelutscht erscheinen mag, er hilft. Es ist erlaubt, traurig zu sein, die eigenen Gefühle sollen nicht verdrängt werden, sondern vielmehr sollten wir ihnen Raum geben, da zu sein. Hilfsangebote wie die Telefonseelsorge können hier ebenfalls bei einem Perspektivenwechsel unterstützen, damit traurige Weihnachten nicht so schwer wiegen.

Auch negative Gefühle haben ihren Platz

Darüber hinaus sollte jeder die eigenen Ansprüche an die Festtage prüfen – und vielleicht auch die der anderen. Ich muss nicht glücklich sein. Ich muss gar nichts. Ich darf auch an Weihnachten traurig und deprimiert sein oder mich einsam fühlen.

Möchte ich meine Gefühle nicht mit meinem Umfeld besprechen, fällt es oft leichter mit einer fremden Person zu sprechen. Hierbei kann die Telefonseelsorge an den Feiertagen eine gute Anlaufstelle sein.

Trotz allem finden wir, kann man über seine Gefühle auch beim Familienfest sprechen. „Wenn ich zum Beispiel einen geliebten Menschen verloren habe und deshalb woanders mitfeiere, kann ich ansprechen, dass dieser Mensch mir fehlt“, Das gibt auch den anderen die Möglichkeit, daran teilzuhaben und damit umzugehen. Danach gibt es auch vielleicht wieder für Fröhlichkeit einen Platz. Dafür Raum zu schaffen, gelingt nur, wenn ich meine Gefühle annehme und nicht so tue, als wäre alles ok.

Chancen in der Stille und sich selbst wichtig nehmen

Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr bieten eine Gelegenheit zur Reflexion und das Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen. Trotz aller negativer Erlebnisse,  kann und sollte man sich auch die glücklichen und guten Momente des letzten Jahres vor Augen führen. Sie bieten auch die Möglichkeit sich ganz bewusst Zeit für sich zu nehmen, sich bewusst für kleine Freuden zu öffnen und sich zu fragen «was tut mir gut, was kann ich für mich Gutes tun». Aktivitäten wie Konzertbesuche oder ehrenamtliche Tätigkeiten, ein Besuch im Café, ein gutes Buch oder ein Spaziergang sind einige Möglichkeiten.

Selbst aktiv werden gegen die Einsamkeit

Bin ich einsam, muss ich mich nicht damit abfinden. Es braucht sicherlich Überwindung, denn wer nicht allein feiern möchte, muss meist selbst aktiv werden. «Statt darauf zu warten, dass mich jemand einlädt, kann ich selbst aktiv werden und beispielsweise Menschen einladen, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich“ sagt Dr. Marc Risch.

Fazit: Mehr Authentizität und Mitgefühl in der Weihnachtszeit

Die Realität der Weihnachtszeit liegt zwischen den eigenen Erwartungen, von aussen gesetzten unrealistisch dargestellten Bildern und den individuellen Herausforderungen. Authentisch zu sein, sich selbst zu schätzen und Mitgefühl zu zeigen, sind einige Schlüssel zu einem erfüllteren Fest. Und in schweren Momenten, Einsamkeit, Traurigkeit oder Ausweglosigkeit dürfen wir Hilfe annehmen, sei es durch Gespräche mit anderen oder die Telefonseelsorge.

Benötigst du jemanden zum reden? Dann kannst du hier kostenfreie Hilfe erhalten:

Deutschland:

  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 (gebührenfrei) oder 0800 111 0 222 (gebührenfrei)
  • Nummer gegen Kummer (für Kinder und Jugendliche): 116 111 (gebührenfrei)
  • Krisendienst Psychiatrie: Die Notrufnummer kann je nach Bundesland variieren. In vielen Regionen ist der bundesweite Notruf 112 auch eine Option.

Österreich:

  • Telefonseelsorge: 142 (gebührenfrei)
  • Rat auf Draht (für Kinder und Jugendliche): 147 (gebührenfrei)
  • Krisenhilfe Österreich: Die Notrufnummer kann je nach Bundesland variieren. In vielen Regionen ist der europaweite Notruf 112 auch eine Option.

Schweiz:

  • Telefonseelsorge: 143 (gebührenfrei)
  • Dargebotene Hand (für seelische Gesundheit): 143 (gebührenfrei)
  • Notfallpsychiatrie und -psychotherapie: Die Notrufnummer kann je nach Kanton variieren. Der europaweite Notruf 112 ist ebenfalls eine Option.

Kategorien: Depressionen Einsamkeit

Natalie Pfitzenmaier
Autor:in Natalie Pfitzenmaier
Das CLINICUM ALPINUM ist spezialisiert auf die Behandlung von Depressionen und affektiven Erkrankungen. Mit unserem Blog möchten wir über psychische Erkrankungen aufklären, über die Klinik und die Therapien informieren und einen Beitrag zur Entstigmatisierung leisten.

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